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Remo Largo (1942 – 2020) wird uns als fachlicher Leuchtturm weiterhin die Richtung weisen – Das ist der Trost in der Trauer um einen wundervollen Menschen.

Remo Largo hat als Pädiater, Forscher und Berater die Auseinandersetzung mit fachlichen und gesellschaftlichen Themen rund um Kindheit und Aufwachsen über Jahrzehnte wesentlich geprägt. Zum Glück!

Remo Largo hat konsequent das Kind mit seiner Individualität und als Mitglied von Gemeinschaften ins Zentrum gerückt. Beispielhaft für das Miteinander von Wissenschaft und Praxis hat er Erkenntnisse aus der Zürcher Longitudinalstudie, weiterer Untersuchungen seiner Abteilung und denjenigen anderer Forschungsteams als Ausgangspunkt genommen, um daraus Antworten auf Fragen abzuleiten, die Eltern und Fachpersonen umtreiben.

In seinem Fachbereich der Pädiatrie hat er zahlreiche Kolleginnen und Kollegen überzeugt, ausgebildet und gecoacht, in der Kinderheilkunde und in der Kinderarztpraxis konsequent eine Entwicklungsperspektive auf das Kind einzunehmen. Damit hat er weit über sein Fachgebiet hinaus eine grosse Wirkung entfaltet. Nicht zuletzt hat die «Entwicklungspädiatrie» die Verständigung zwischen Kinderärzt/innen und anderen Fachpersonen, die sich mit dem Aufwachsen von Kindern beschäftigen, ganz wesentlich erleichtert und gefördert.

Als zentrale Erkenntnis und Haltung hat Remo Largo vermittelt, dass sich kindliche Entwicklung zwar nach einem angelegten Bauplan, aber stets höchst persönlich und in einem nahen und weiteren sozialen Kontext vollzieht. Indem es ihm ausserordentlich gut gelungen ist, uns beim Umgang mit komplexen Phänomenen und Fragen zu helfen, war er ein begnadeter Übersetzer zwischen Forschung und Praxis. Dies zeigt sich ganz besonders im jahrzehntelangen Erfolg seines Ratgeberklassikers «Babyjahre». Neben dem darin vermittelten Wissen hat Remo Largo Eltern mit seinen Büchern auch ermuntert, sich neugierig mit dem Wesen ihres Kindes und mit ihrem Elternsein auseinanderzusetzen. Mit dem Konzept von Fit und Misfit ist es ihm gelungen, den Blick auf Passung und Reibungsflächen und damit weg von Kategorien wie gut und schlecht zu lenken.

Persönlich bleiben mir Erinnerungen an Begegnungen mit Remo Largo als einem von Ideen sprühenden, erfahrenen, stets konstruktiv kritischen Kollegen und als einem Menschen mit warmer Ausstrahlung und lebendiger, manchmal verschmitzter Mimik.

Heidi Simoni, im Dezember 2020

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