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Von Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger, erschienen im NordSüd Verlag 2021. (Werbung unbezahlt)

«Der Berg»

Liebe Kinder, liebe Eltern und liebe MegaMarie-Besucher:innen

Heute ist der 3. Schweizer Vorlesetag, ich freue mich!

Warum ist Vorlesen so wichtig?

Das gemeinsame Betrachten von Bilderbüchern, der Austausch über Gehörtes, Gesehenes und Erlebtes fördern die sprachlichen Fähigkeiten und haben einen bedeutenden Einfluss auf die Leseentwicklung der Kinder. Kinder, die gut lesen können, haben es in der Schule einfacher. Etliche Studien zeigen auf, dass regelmässiges Erzählen und Vorlesen von zentraler Bedeutung sind für den Lese-Lern-Prozess der Kinder. Lesen ist eine entscheidende Kernkompetenz zum Lernen, der Schlüssel für Bildung, Wissen und Kommunikation – gerade auch in unserer digitalisierten Welt.

Sie als Eltern wirken als Vorbilder, denn beim Vorlesen hören die Kinder wie sie mit der Stimme spielen, das Tempo und die Lautstärke variieren und dadurch Spannung in die Geschichte bringen. So ermuntern sie ihr Kind selber zu lesen und unterstützen es dabei, die Freude am Lesen zu behalten. Mit dem Vorlesen sollten sie keinesfalls aufhören, wenn ihr Kind selbst lesen kann.

Auch wenn ihr Kind später kein enthusiastischer Leser werden sollte, erinnert es sich gerne an die gemeinsamen Vorlesestunden zurück. An das gemeinsame Kuscheln, das bewusste Zeit nehmen und all die schönen Gefühle, die mit den Vorlesestunden verbunden waren.

Und genau das möchten wir erreichen: Lesen soll mit positiven und schönen Gefühlen verbunden werden.

Leider können wir diesen Tag nicht gemeinsam feiern in der MegaMarie. Dafür gibt es eine gemütliche Vorlesestunde bei euch zu Hause. Macht es euch dafür so richtig, richtig bequem und kuschelt euch zusammen aufs Sofa.

Bereit? Dann fangen wir an....

Die heutige Geschichte handelt von sechs Freunden: ein Bär, ein Schaf, ein Tintenfisch, eine Ameise, eine Gämse und ein Schneehase.

So friedlich wie hier war es aber nicht immer zwischen den Freunden. Erst letzte Woche hatten sie einen riiiiiiesen Streit. Von diesem Streit möchte ich euch heute erzählen.

Bär, Schaf, Tintenfisch, Ameise, Gämse und Schneehase haben sich nämlich darüber gestritten, wie der Berg aussieht auf dem sie alle leben. Jeder von ihnen hatte eine ziemlich genaue Vorstellung wie ihr Berg aussieht...

«Der Berg ist waldig, voller Bäume und grün!», behauptet der Bär.

«Aber nein doch. Wo denkst du hin! Der Berg ist eine Wiese. Blumig, würzig, frisch und summend», meint das Schaf.

«Ihr habt ja keinen Schimmer! Der Berg ist nass und von Wasser umgeben. Voller Fische und Farben», blubbert der Tintenfisch.

«Ach nein! Seid ihr Banausen. Der Berg wurde von uns gebaut! Er ist dunkel, erdig und ein Labyrinth aus Gängen», sagt die Ameise und zeigt ihre Muskeln.

«Nein! Der Berg ist felsig, steinig und steil!», ruft die Gämse entsetzt.

«Ihr und eure Ideen. Weiss ist er. Auf dem Berg ist es überall weiss. Und kalt», erklärt der Schneehase.

Jedes Tier schüttelt empört den Kopf. «Die anderen haben ja keine Ahnung! Die irren sich gewaltig!» Bald schon schreien alle durcheinander. Wer hat nun recht?

«Das ist ja nicht zum Aushalten, dieses Geschrei», denkt sich der Vogel und ruft den Tieren zu: «Wer von euch war überhaupt schon einmal ganz oben auf dem Berg?» Niemand sagt mehr ein Wort. «Soll ich es wagen? Dann werden die anderen schon sehen, dass ich recht habe», denkt jedes Tier für sich. Aufgeregt planen sie ihren Aufstieg.

Die Gämse macht fleissig Aufwärmübungen, damit sie flink den Berg hinaufspringen kann. Der Bär isst einen extragrossen Topf mit Honig, der ihm Kraft gibt. Die Ameise holt ihre drei Paar Wanderschuhe hervor und putzt sie blitzeblank. Der Hase füllt seine roten Lieblingsbeeren in den Rucksack, als Proviant für unterwegs. Auch das Schaf braucht etwas zu essen für unterwegs und pflückt einen grossen Wiesenblumenstrauss. Und der Tintenfisch? Der muss sich etwas überlegen, damit sein Kopf im Wasser bleibt.

Neugierig, tapfer, ängstlich, mutig, flink und fröhlich – so machen sich die Tiere auf den Weg.

Los komm, wir begleiten sie.

Alles sieht ganz anders aus. Nicht wie erwartet. Wald, Wiese, Stein, Schnee, Hügel und Wasser, soweit das Auge reicht.

Still sitzen sie beisammen und staunen. Wie klein alles wirkt von da oben und wie kunterbunt ihr Berg doch ist. Genauso kunterbunt wie sie und ihre Freundschaft.

Zum Glück ist der Streit nun vorbei. Ich mag Streit nämlich gar nicht und ihr?

Gerne bringe ich mein Berg-Karussellbuch mal mit in die MegaMarie und wir schauen es zusammen an. Würde dich das freuen?

Liebe Grüsse

Marlies Mertl, Leseanitmatorin SIKJM

www.leseanimatorin.ch